Von Gaby Westerkamp

Emstekerfeld

Der Sinn der giftgrünen Waschwanne, wadenhoch mit Wasser gefüllt, erschließt sich dem Konzertbesucher erst mal nicht. Irgendwie befremdlich steht sie da zwischen Kirchenorgel und Handpan, flankiert von Schellengalgen und Trommeln, von Keyboard, Konzert- und E-Gitarren. Und doch passt das Ding perfekt ins Programm: Denn hier geht es darum, ganz neue Klangwelten zu entdecken und erlebbar zu machen, mit Fantasie die Ohren zu verblüffen. Zum Beispiel, wenn der Messinggong baden geht und der Tauchgang den bekannten Klang komplett renoviert…

Der Cloppenburger Organist Karsten Klinker und die beiden Multi-Instrumentalisten Erich A. Radke und Gerhard Koch Darkow sind „ChoRaLis”, ein Ensemble, das es so weltweit kein zweites Mal gibt. Und ihre Musik auch nicht. „Midnight Ragas“ spielten sie in der St. Bernhard-Kirche in Emstekerfeld, die sie sich wegen ihres satten 4-Sekunden-Nachhalls bewusst ausgesucht hatten.


Gerhard Koch-Darkow taucht auch schon mal einen Gong in die Waschwanne, um den Klang zu variieren. Der Vechtaer Musiklehrer und sein Kollege Erich A. Radke haben sich zusammen mit dem Cloppenburger Kirchenmusiker Karsten Klinker zu einem extravaganten Ensemble zusammengefunden, das mit großer Experimentierfreude und vielseitigem Instrumentarium neue Akustikwelten erschließt. Wer mehr dazu wissen möchte, klickt einfach auf dieses Foto und landet direkt auf der Webseite von „ChoRaLis” (mit Hörproben). Fotos: west

Denn den drei experimentierfreudigen Profi-Musikern geht es nicht um gefällige Melodien. Sie kreieren ebenso außergewöhnliche wie emotional bewegende Akustikwelten. Hier in der gewagten Liaison aus indischem Raga und moderner Musik des 21. Jahrhunderts. Die drei virtuosen Künstler kombinieren in ihren Eigenkompositionen die asiatischen Tonskalen mit westlichen Akkorden, wechseln zwischen Grundthemen und freier Improvisation, spielen mit Rhythmen, Dynamik und Lautstärke.








Ihre rund viertelstündigen Stücke mäandern zwischen zart und wuchtig, vertraut und exotisch, zwischen sanftem Musikteppich und scheppernden Percussion-Impulsen. Mal treibend und fordernd, dann wieder meditativ und sphärisch, sich aufbauend bis zu fast hymnischer Wucht. Das ist nichts zum Mitschunkeln oder Tanzen, hier geht es nur um Hören und um Fühlen. Eine Musikerfahrung, die der Seele gut tut – wenn man sie an sich heranlässt.

Vielen der gut 50 Zuhörer in den Kirchenbänken gelang das: Hing ihr Blick anfänglich noch gespannt an den Musikern und ihren Instrumenten, so drehten sich nach und nach immer mehr um, schlossen die Augen und tauchten ein in eine tiefe innere Entspannung.

Mehr Infos zum Ensemble und seiner Musik (inkl. Hörproben) finden Interessierte online unter https://choralis-music.de.