Von Gaby Westerkamp
Werlte
Ihre Autogramme waren noch immer begehrt. Und so musste Werltes Clubchef Josef Hukelmann seine Fahrerlager-Durchsage ein paar Mal nachdrücklich wiederholen, bis er seine Ehrengäste endlich auf dem Paradewagen beisammen hatte: Mehr als 60 ehemalige Bahnsport-Helden der letzten Jahrzehnte waren der Jubiläums-Einladung zum 50. Motorrad-Rennen in Werlte gefolgt und erinnerten sich in Interviews und Methanol-Gesprächen mit den Fans an ihre rasanten Auftritte vergangener Zeiten.
Allen voran der Speedway-Weltmeister von 1983, Egon Müller, und der Cloppenburger Veteran Jan Käter – inzwischen 85 Jahre alt, aber als Motorentuner noch immer gefragt (Bild links). Aber auch Hans-Otto Pingel, „Poschi” Majetzki, André Pollehn, Uppie Bos, Willi Duden und die auch im Oldenburger Münsterland beliebten Frank Conradi, Olaf Brüggemann, Walter Scherwitzki, Mario Trupkovic, Manni Bäker und viele, viele andere Langbahn-Artisten freuten sich über das Wiedersehen mit den früheren Kollegen und ihrem Publikum, das sie mit herzlichem Applaus feierte.
Ohne die Seitenwagen-Läufe im Programm waren die Tribünen diesmal nicht ganz so voll wie sonst, aber gut 2500 Zuschauer sorgten für Stimmung auf den Rängen. Schließlich stand ja auch etwas Besonderes an: Der MSC Werlte ging mit seinem 50. Rennen „back to the roots”, wörtlich genommen zurück zu den Wurzeln der Grasnarbe, die einst den Hümmlingring bedeckte, bevor er Anfang der 1990er Jahre nach einem Unwetter spontan umgepflügt worden war: Lieber auf Sand fahren als abbrechen.
Und das blieb dann so bis zum Sommer 2019. Dann kam die Corona-Pause, und die nutzte das Team, um wieder Rasen einzusäen und in Ruhe gedeihen zu lassen. Und so fuhr man am Samstag also wieder auf einer Grasbahn und das gleich mit einem internationalen Prädikat: Im 2. Semi-Finale der Europameisterschaft gaben die internationalen Piloten hier richtig Gas.
Der Top-Favorit marschierte durch: Der amtierende Langbahn-Weltmeister Romano Hummel war auch auf Gras nicht zu halten und dominierte das Feld. Nur ein technischer Ausfall im letzten Vorlauf konnte den jungen Niederländer aufhalten, der ansonsten mit Punktemaximum ungeschlagen blieb.
Auf das Silbertreppchen kletterte Stephan Katt (Schleswig-Holstein) vor dem Briten Paul Cooper. Insgesamt lösten neun Fahrer das Ticket für das Finalrennen am 16. Oktober in Swingfield (GB). So sind auch Charley Powell (GB), Henry van der Steen (NL), Dave Meijerink (NL) und David Pfeffer (D) noch im Rennen um den Titel. Auf der letzten Rille schafften es auch die Lokalmatadoren Jörg Tebbe und Fabian Wachs, die sich im B-Endlauf des Tages noch die beiden letzten EM-Startplätze sicherten.