Timo Schürmann ist Gruppenführer bei den Bergungstauchern des THW in Cloppenburg. Er ist an diesem Sonntag, 25. Mai, beim Tag der offenen Tür an der Oldenburger Straße dabei. Foto: Heinzel

Von Christoph Heinzel

Cloppenburg/Vechta. Sie sind die einzige Tauchergruppe des Technischen Hilfswerkes (THW) in Niedersachsen und Bremen – die Bergungstaucher aus Cloppenburg. Zu ihnen gehört Timo Schürmann. Der 45-Jährige meint: „Tauchen ist Kopfarbeit!“ Der Löninger ist Gruppenführer beim THW und bezeichnet als Hauptaufgabe seiner Einheit das Arbeiten unter Wasser und die Personensuche. Über ihre weiteren Aufgaben, ihre Arbeitsweise und alles, was damit zusammenhängt, können sich Interessierte am Sonntag, 25. Mai, in Vechta beim Tag der offenen Tür der Freiwilligen Feuerwehr Vechta und der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) informieren. Die Organisatoren erwarten bis zu 15.000 Besucher zwischen 10 und 18 Uhr an der Oldenburger Straße in Vechta.

Die Taucher aus Cloppenburg sind mit ihrem mobilen Tauchcontainer vor Ort. Er fasst 25.000 Liter Wasser und ist mit Scheiben versehen, so dass Besucher sehen können, was Timo Schürmann und seine Tauchkollegen Felix Bernhard und Rudi Czech demonstrieren werden. Dazu gehört, mit einer Säge zu schneiden, einen Safe zu bergen oder ein Metallmännchen zusammenzubauen. Natürlich unter Wasser! Dabei kommt auch schweres Gerät wie die hydraulische Schere zum Einsatz. Bei ihren Vorführungen wechseln sie sich mit Tauchern der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) aus dem Kreis Vechta ab.

Die Bergungstaucher aus Cloppenburg hoffen, weitere ehrenamtliche Taucher für ihre Reihen zu finden. Aktuell bestehen sie aus zehn Tauchern, die in zwei Trupps organisiert sind. Ein Trupp besteht aus vier Personen: dem Taucher, dem Sicherungstaucher, dem Leinenführer und dem Taucheinsatzleiter. „Der Taucher geht erst ins Wasser, wenn der Sicherungstaucher einsatzbereit ist“, erläutert Timo Schürmann. Kommuniziert werde entweder über Funk oder Leine.

Foto: THW CLP

Ein dreimaliges kurzes Ziehen an der Leine heißt „Biege rechts ab“. Dieses Kommando wird exakt wiederholt, um sicherzugehen, dass es richtig verstanden wurde. Kommt es hierbei zu einer Fehlkommunikation, wird das Ganze wiederholt. Funktioniert die Übermittlung erneut nicht, muss der Taucher auftauchen. „Das ist nicht tragisch, aber ärgerlich.“ Sicherheit und eine funktionierende Kommunikation stehen an erster Stelle. Timo Schürmann sagt: „Wir gehen eigentlich immer bei Nullsicht ins Wasser.“ Das bedeutet für den Einsatztaucher, die einzige Orientierungsmöglichkeit ist die Leine. Da er nichts sieht, ist er auf seinen Tastsinn angewiesen.

Nullsicht heißt aber auch, dass alle Arbeiten unter Wasser zu Automatismen des Muskelgedächtnisses geworden sein müssen. Sie müssen blind und gegebenenfalls in völliger Dunkelheit erledigt werden. Das Ganze ist ein zeitintensives Ehrenamt. Nicht nur dauert es bis zu zweieinhalb Jahre bevor man als Taucher einsatzfähig ist, sondern danach muss regelmäßig trainiert werden und wie beim Fliegen gilt es, jährlich Tauchgänge und die entsprechende Fitness nachzuweisen.

Diesen intensiven Zeiteinsatz sollte man sich vorher bewusst machen und mit seinem Arbeitgeber und der eigenen Familie abstimmen. „Ohne das geht es nicht“, so Timo Schürmann. Man kann den Partner zum Hineinschnuppern mitnehmen. Ziel ist es, dass alle so gut wie möglich abschätzen können, worauf sie sich einlassen. Bei dem Löninger war es vor etwa 10 Jahren soweit.

Timo Schürmann im leeren Tauchcontainer. Am Sonntag wird dieser mit 25.000 Litern Wasser gefüllt sein und er demonstriert zusammen mit zwei Kollegen das Arbeiten unter Wasser. Er ist Gruppenführer bei den Bergungstauchern des THW in Cloppenburg. Fotos: Heinzel und THW

Damals suchte das THW Taucher. Timo Schürmann hatte damals noch nichts mit Tauchen am Hut. Aber er fand die Idee interessant und rief einfach bei der Ortsgruppe an und fragte, ob er dort als Neuling das Tauchen lernen könnte. Die Antwort: Klar! Einfach mal vorbeikommen. Und die Chance nutzte er. Er begleitete die Cloppenburger Taucher während des Dienstes und erfuhr dabei bereits vieles. „Da war es für mich klar“, sagt er rückblickend.

„Dann ist es ein verhältnismäßig langer Weg, bis man unter Wasser darf“, sagt der Bergungstaucher. Schritt für Schritt werde man an die neue Aufgabe herangeführt. Los geht es beim THW mit einem Jahr Grundausbildung. Nach dieser Zeit ist man beim THW prinzipiell „einsatzbefähigt“ und kann direkt in den Fachgruppen Einsätze mitfahren. Danach folgen die Fachausbildung und weitere Schritte in Richtung Spezialisierung, wie dem Tauchen. Neben der Tauchergruppe und dem Trupp Unbemannte Luftfahrtsysteme (UL) in Cloppenburg gibt es beispielsweise bei der Ortsgruppe Lohne die Möglichkeit, in die Ortung zu gehen und dabei etwa Hundeführer zu werden.

Für die Tauchausbildung solle man erst einmal keine Angst vor Wasser haben, die tauchärztliche Untersuchung bestehen und es dann ausprobieren. Danach folgt eine etwa dreimonatige theoretische Ausbildung. „Jeder Taucher muss wissen, was er tut. Wie weit er gehen darf und kann!“ In dieser Zeit begleitet er den Dienst und lernt Mensch und Material kennen. Die praktische Ausbildung zum Bergungstaucher der Stufe 1 dauert in etwa ein Jahr. Das heißt, man ist befähigt, Retten und Bergen von Personen in einer Tiefe von bis zu zehn Meter zu schaffen.

Mit Hammer und Meißel: Manuelles Arbeiten unter Wasser. Foto: THW

Die nächste Stufe ist der Bergungstaucher II. Hier ist Retten und Bergen bis zu einer Tiefe von 20 Metern möglich und es sind leichte Arbeiten mit Säge oder Hammer nachzuwiesen. Diese beiden Prüfungen finden als THW-Lehrgang statt und können in Cloppenburg abgelegt werden. Die Ausbildung und Prüfung zum Bergungstaucher der Stufe III erfolgt an der Bundeswehrschule am Starnberger See. Hier werden Personen bis zu einer Tiefe von 30 Metern gerettet und geborgen sowie Arbeiten mit schwerem Gerät wie einer Flex oder Motorsäge durchgeführt.

Alle zwei Wochen ist der reguläre Dienstabend beim THW in Cloppenburg. Hinzu kommt bei den Tauchern einmal im Monat eine etwa fünfstündige Einsatzübung, in der Regel am Halener See oder sie fahren auch einmal nach Hemmoor, um in einem klaren und tiefen Gewässer an Unterwassergebäuden üben zu können. Die Übungen und Dienste sollte man wahrnehmen, meint Timo Schürmann und sagt über zu lange Trainingspausen: „Beim Tauchen geht es sofort auf den Luftverbrauch!“ Was wiederum eine kürzere Einsatzzeit bedeutet.

„Jeder Dienst oder Einsatz ist absolute körperliche Arbeit“, so Timo Schürmann. In der Regel schleppt der Taucher 45 bis 48 Kilogramm an Ausrüstung und Blei in den Einsatz. Dabei tragen sie eine 10-Liter-Pressluftflasche. Diese kann bis zu 1 Stunde halten. Je mehr körperliche Arbeit geleistet, desto mehr reduziert sich diese Einsatzzeit. „Das Tauchen beim THW ist ganz weit entfernt vom privaten Tauchen“, so Timo Schürmann und ergänzt noch: „Es hat immer einen ernsten Hintergrund und man taucht bei nahezu allen wetterlichen Bedingungen.“ Für Timo Schürmann besteht die Motivation, sich ehrenamtlich in diesem Bereich zu engagieren, in dem Gedanken, zu helfen und sich für die Gesellschaft einzusetzen.