Gut 200 Interessierte nahmen heute an der Kundgebung der „Initiative für gute Geburt” in Cloppenburg teil. Fotos: YM/Luis Korte

Von Carolin Sibbel

Cloppenburg
Auf der einstündigen Kundgebung der „Initiative für gute Geburt” in Cloppenburg waren sich am heutigen Mittwoch alle einig: Im Landkreis Cloppenburg mit über 2000 Babys im Jahr darf eine Teilschließung der einzigen Geburtsstation im Cloppenburger Krankenhaus nie wieder vorkommen! Im Juli und August war der Kreißsaal hier an den Wochenende wegen Personalmangels nicht verfügbar. Es müsse alles dafür getan werden, dass Frauen Geburtshilfe 24/7, wohnortnah und sicher in Anspruch nehmen können.

Am diesem Wochenende sei das im Cloppenburger St. Josefs-Hospital wieder gegeben, gab der Geschäftsführer des Krankenhauses, Andreas Krone, aktuell Entwarnung. Er erklärte, Man habe neue Hebammen gewinnen können, so dass der Engpass fürs Erste behoben sei. Und er hofft auf rege Inanspruchnahme durch Schwangere; dies sei die beste Unterstützung der Geburtsstation. Und er gab sich zuversichtlich, dass diese auf Dauer erhalten bleibe.

Hilke Schauland vom Hebammenverband moderierte die Kundgebung, zu der gut 200 Interessierte in die Stadtmitte gekommen waren. Die Rednerinnen und Redner sahen durchaus unterschiedliche Ansätze. Doris Wieghaus vom Kreislandfrauenverband wiederholte ihre Forderung nach einem runden Tisch, die Hebamme Regina Peters-Trippner erinnerte an die Kreißsaalschließungen in Löningen 2010 und Friesoythe 2021. So müssten jeden Tag fünf Frauen im Umkreis von 50 km einen Kreißsaal suchen, beschrieb sie die unsichere Situation für die Gebärenden.

Die Geburtshilfe gehöre in die Grundversorgung, betonte Landrat Johann Wimberg. Gleichzeitig verwies er auf die Bemühungen der Kreispolitik, die Versorgung durch finanzielle Unterstützung und Gespräche sicherzustellen. Land und Bund müssten aktiv fördern. Die Vertreterin des Elternvereins Mother Hood e.V. schilderte, dass Mütter sogar die Möglichkeit eines geplanten Kaiserschnitts in Erwägung zögen, um eine sichere Geburt zu haben. Sie forderte, Geld in die Hand zu nehmen, weil gute Geburtshilfe teuer sei, sich aber langfristig auszahle. Auch die ehemals in Cloppenburg praktizierende Kinderärztin Marzenna Kulinski stellte sich in einem spontanen Statement an die Seite der Frauen.

Eine im Cloppenburger Krankenhaus beschäftigte Hebamme stellte emotional die dramatische und sehr belastende Beschäftigungssituation während der vergangenen Monate dar. Deutliche Worte fand Veronika Bujny vom Hebammenverband: Sie forderte eine Anhebung der Fallpauschalen und die Aufnahme in die Grundversorgung, was im Niedersächsischen Krankenhausgesetz nicht passiert sei. Nun müsse man mit den Konsequenzen umgehen. Aber ganz klar: Keine Frau dürfe unversorgt bleiben.