Friedensleuchte weitergegeben: Schüler der Oberschule Neuenkirchen-Vörden (links) nehmen das brennende Mahnzeichen entgegen, beobachtet von ihrem Schulleiter Michael Imsieke. Foto: Vollmer

hvo Neuenkirchen-Vörden/Holdorf.
Den internationalen Gedenktag an die Opfer des Holocaust und Nationalsozialismus erinnert an ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte. Am Montag, 27. Januar, nutzten Schüler der Georg-Kerschensteiner-Schule (GKS) diesen jährlich wiederkehrenden Erinnerungstag zur Weitergabe einer Friedensleuchte an die Oberschule Neuenkirchen-Vörden.
Dort wird das Licht zwölf Monate an sichtbarer Stelle aufbewahrt, um dieses im kommenden Jahr an die Oberschule in Steinfeld weiterzureichen. Für die drei Schulen des Südkreises Vechta ist unter dem Leitgedanken „Nie wieder ist jetzt!“ die Erinnerung und Weitergabe der Friedensleuchte mittlerweile zur Tradition geworden.

Während der Gedenkstunde in der GKS-Aula erinnerte Schulleiter Raimund Haskamp daran, dass es auf den Tag genau 80 Jahre her ist, als die Schrecken, in den Konzentrationslagern (KZ) wie beispielsweise Auschwitz-Birkenau, durch die Rote Armee beendet wurden. GKS-Schüler der Klasse 9 c setzten sich im Geschichtsunterricht mit diesem Thema intensiv auseinander. Für diesen Gedenkstunde produzierten sein ein Video im Stil einer Nachrichtensendung, die wichtige Fakten der Geschichte aufzeigte, Erfahrungen mit Holocaust-Überlebenden wiedergab und in Interviews mit Schülern deren Meinung zu aktuellen antisemitischen Angriffen einholte.

„Da ist etwas passiert, was man sich bis dato sich nicht hätte vorstellen können“, führte Bürgermeister Dr. Wolfgang Krug in seine Ansprache aus. „Wir haben das Glück, dass wir in Deutschland leben, einem Land mit ungeahnten Möglichkeiten, mit ungeahnten Freiheiten. Daraus erwachse auch eine Verantwortung, dass das „Nie wieder ist jetzt!“ auch mit Leben gefüllt wird.

Er führte den Schülern und deren begleitenden Lehrern Ereignisse vor Augen wie drastisch sich die Ereignisse damals abgespielt haben. Es wurden Familien getrennt, Väter von ihren Frauen, Mütter von ihren Kindern. Wie Menschen über Tage oder wochenlang in Viehwagons eingepfercht stehen, ohne Toilette. Wie Menschen neben einem sterben. Menschen wie Vieh in Baracken getrieben werden mit Waffen vor dem Gesicht. Vorher wird ihnen alles abgenommen mit der Aussage, nach dem Duschen alles wieder zu bekommen. Und dann stehen sie in dem Raum, die Türen werden verriegelt und plötzlich kommt aus den Duschköpfen kein Wasser, sondern Gas. Geschehen in Buchenwald, Weimar, Dachau. Kann man sich das alles vorstellen? fragte Krug und zog daraus die Erkenntnis: „Unsere Aufgabe ist es, zu erinnern in der Hoffnung, dass es sich nie wiederholt“.

Sigrid Litzenburger, Vertreterin der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit im Oldenburger Münsterland dankte den Schülern für ihre Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus. Gerade weil einer Umfrage zufolge bis zu 20 Prozent der jungen Menschen Begriffe wie Holocaust und Shoah nicht kennen, und bis zu 40 Prozent nicht wissen, dass sechs Millionen Juden Opfer des Nationalsozialismus wurden. Deshalb sei heute die Erinnerung vielleicht sogar wichtiger als je zuvor.
Zumal antisemitische Übergriffe in Deutschland zugenommen haben. Sie ermunterte die Jugendlichen, Minderheiten in unserer Gesellschaft mit Offenheit, Wertschätzung, Respekt und Toleranz zu begegnen. Wenn Mitmenschen verspottet, ausgegrenzt und diskriminiert werden, sich solidarisch zu zeigen.

Aussagen und Forderungen von Björn Höcke, Vorsitzender der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag, seien nicht dienlich, wenn er die Erinnerungskultur als „eine dämliche Bewältigungspolitik, die die deutsche Geschichte mies und lächerlich macht“ abwertet und „eine Erinnerungskultur, die uns vor allen Dingen und zuallererst mit den großartigen Leistungen der Altvorderen in Berührung bringt“ fordert. „Eine kritische Auseinandersetzung mit Fehlern, die in der Vergangenheit gemacht wurden, würde nicht mehr stattfinden“, so Sigrid Litzenburger.