Stapelfeld. Die Spannung ist hoch, die Stimmung ausgelassen. Heute dürfen alle spielen. Aber nein, es sieht nur aus wie ein Spiel. Tatsächlich ist es ein hochkonzentrierter Wettbewerb, in dem alle nach stundenlanger Tüftelarbeit und Programmierung zeigen müssen, was sie gelernt haben. Schaffen es die kleinen Wagen, entlang der Farblinien vor- und zurück zu fahren? Und kommen alle über die Hindernisse? Elf Teams gehen den Start. Nur drei schaffen die Vorgaben.
Robotik gehört zum neuen Schulfach Informatik. Zum kommenden Schuljahr soll es in Niedersachsen an allen allgemeinbildenden Schulen für den Jahrgang 10, später auch für Jahrgang 9, eingeführt werden. Die Schulstiftungen der Bistümer Hildesheim und Osnabrück und des Offizialatsbezirk Oldenburg hatten daher Fortbildungskurse für Lehrkräfte entwickelt. Der dritte schloss jetzt erfolgreich ab. 22 Lehrkräfte aus 16 niedersächsischen Schulen nahmen daran teil.
Eineinhalb Jahre hatte die Fortbildung gedauert. Schwerpunkte bildeten Algorithmisches Problemlösen, der Aufbau von Informatiksystemen und vernetzter Strukturen, Informationen und Daten-Codierung und die technische Realisierung von informatischen Prozessen. Viermal traf sich die Gruppe zu je dreitägigen Arbeitssitzungen. Dazwischen galt es viel Stoff zu lernen.
Den Abschluss bildete jetzt die Robotik. Das scheinbare Spiel mit den Lego-Fahrzeugen verlangte den Teilnehmern einiges ab, sagte Kursleiter Carsten Rohe. Gefahren wird mit einem Basismodel, aber viele Bauteile wie das Fahrwerk oder Lichtsensoren sind variabel. „Damit die Sensoren die Farben genau erkennen und das Fahrzeug exakt an den Linien steuern, muss die Motorsteuerung komplett programmiert werden,“ erklärte der Lohner Studiendirektor.
Erst die Arbeit, dann der Spaß
Dass vor der guten Stimmung viele Stunden harte Arbeit lagen, bestätigte Frank Janßen von der Liebfrauenschule Cloppenburg. „Wir haben gestern Abend angefangen. Die Aufgabe wäre wohl was für eine ganze Projektwoche.“ „Wir machen hier die gleichen Erfahrungen und erleben die gleichen Frustrationen, wie sie auch Schüler erleben würden“, bestätigte Barbara Becker-Fränzle von der Liebfrauenschule Oldenburg. „Aber dabei sammeln wir wertvolle Erfahrungen, wie wir mit den Schülern umgehen können.“ Den hohen Anspruch und das stramme Programm bestätigte Fabian Heyn von der Franziskusschule in Wilhelmshaven. Als Lehrer für Mathematik, Technik und EDV bringt er einiges Vorwissen mit. „Ich weiß jetzt, wie ich das pädagogisch anwenden kann.“
Trotz lautstarker Unterstützung scheitert wieder ein Gefährt. Pilotin Tanja Köhn von der Ludwig Windhorst-Schule Hannover nimmt es gelassen. „Die Lichtverhältnisse sind jetzt anders als am Morgen, dann reagieren die Lichtsensoren anders. Wir hätten es vorher ausprobieren sollen.“ Sie freut sich auf das neue Fach. Wie die meisten Kursteilnehmer ist sie fachfremd. Bisher unterrichtete sie Musik, Religion und Politik. Zu den drei Siegerteams gehörte sie nicht. Macht aber nichts. „Informatik ist eine schöne Abwechslung für mich,“ lachte sie.