Faiza Houssein an ihrem neuen Arbeitsplatz. Die 35-Jährige Syrerin arbeitet durch Vermittlung des Jobcenters in der Erfassung und Verteilung von Poststücken. Foto: Annegret Tiede/Agentur für Arbeit

pm/ak Vechta. Seit Ende letzten Jahres setzen die Jobcenter den „Job-Turbo“ um, ein Programm, das Geflüchteten nach dem ersten Spracherwerb durch intensive Beratung schneller den Weg in die Beschäftigung ebnen soll. Ein herausragendes Beispiel für den Erfolg dieses Programms ist die 35-jährige Syrerin Faiza Houssein, die seit März dieses Jahres im Internen Service der Agentur für Arbeit Osnabrück mit Dienstort Vechta tätig ist.

Faiza Houssein floh vor acht Jahren mit ihren drei Kindern und ihrem erkrankten Mann aus Syrien nach Deutschland, um dem Krieg zu entkommen und medizinische Versorgung für ihren Mann zu suchen. In Syrien hatte sie Jura studiert, doch der Krieg hinderte sie daran, sich weiter auf ihr Fachgebiet zu spezialisieren. „In den ersten zwei Jahren wegen der schwierigen Lebenssituation konnte ich nicht anfangen, die Sprache zu lernen. Danach habe ich Sprachkurse besucht. Zurzeit pflege ich meinen Mann, der behindert ist und ich arbeite ehrenamtlich beim Roten Kreuz“, erzählt sie.

Da ihre Sprachkenntnisse und die Rahmenbedingungen noch nicht ganz für eine Tätigkeit im juristischen Bereich ausreichten, machte das Jobcenter sie auf die Arbeitsmöglichkeit im Internen Service der Agentur für Arbeit aufmerksam. Faiza Houssein berichtet von ihren ersten Wochen dort: „Ich war vor dem Anfang sehr aufgeregt. Das ist natürlich normal, denn jeder neue Anfang ist eine neue Herausforderung. Aber als ich angefangen habe, war das ganz anders. Alle Kollegen waren sehr hilfsbereit und unterstützend. Ich konnte die Arbeit schnell lernen dank der Hilfsbereitschaft.“ Als ihre größte Herausforderung beschreibt die junge Syrerin; Missverständnisse, die durch kulturelle Unterschiede entstehen, zu vermeiden.
Für Menschen in einer vergleichbaren Situation hat Faiza Houssein einen klaren Rat: „Den Menschen, die die gleiche Situation haben, empfehle ich, sich selbst zu trauen, in den Arbeitsmarkt zu gehen. Denn man kann sich nur richtig integrieren und die Kultur austauschen, wenn man mit Einheimischen arbeitet. Wenn man ein Ziel hat, muss man versuchen, es zu erreichen.“

Markus Ripke, Geschäftsführer des Jobcenters im Landkreis Vechta, hebt hervor, wie wichtig die kollegiale Einbindung von Geflüchteten ist: „Während der beruflichen Tätigkeit, vielleicht nicht im ursprünglich erlernten Job, dafür aber im direkten Kontakt mit anderen Beschäftigten lässt sich die Sprache viel leichter lernen, dies hilft auch der Integration. Wie sehr alle Beteiligten davon profitieren, macht das Beispiel von Frau Houssein deutlich.“

Tina Heliosch, Chefin der Agentur für Arbeit Vechta, betont ebenfalls die Vorteile der Integration von Geflüchteten: „Auch wir, in der Agentur für Arbeit, spüren den Fachkräftemangel auf dem lokalen Arbeitsmarkt. Es ist heute wichtiger auf das zu schauen, was an Grundlagen, vor allem an Motivation, da ist. Wir haben die Entwicklungsmöglichkeiten, wenn die Voraussetzungen stimmen und es erstmal einen Einstieg gegeben hat. Und außerdem schätzen wir die Vielfalt, die auch Faiza Houssein in unser Unternehmen miteinbringt.“

Die Erfolgsgeschichte von Faiza Houssein zeigt, dass das Einstellen von Geflüchteten nicht nur in Zeiten von Fachkräftemangel lohnenswert ist. Unternehmen werden dazu aufgerufen, geflüchteten Menschen mit legalem Arbeitsmarktzugang eine Chance zu geben und den Arbeitgeber-Service für Beratung zu Fördermöglichkeiten zu kontaktieren. Dadurch werden nicht nur Fachkräfte von morgen gewonnen, sondern auch Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen hierhergekommen sind, erhalten die Möglichkeit, sich beruflich einzubringen und Fuß zu fassen.