Von Hannes Klinker.
Zehn Jahre danach kann er darüber sogar kräftig lachen. Doch damals, im Sommer 2013, zog Paul Kosenkow das ganz lange Gesicht – und das kam so:
Holdorf/Lohne/Cloppenburg. Vom Regionalligisten BSV Rehden kommend, hatte der damals 28-jährige Fußballer zum dritten (!) Mal beim Staffelkonkurrenten BV Cloppenburg angeheuert. „Ich hatte den Trainern Jörg-Uwe Klütz und Mario Neumann meine Zusage relativ früh gegeben und ich hab mich auch richtig auf Cloppenburg gefreut“, meint Kosenkow, der zuvor wesentlichen Anteil am sicherlich größten Erfolg in der Klubhistorie des BSV Rehden hatte – dem erstmaligen Einzug in den DFB-Pokalwettbewerb. Im mit 3:0 gewonnenen Entscheidungsspiel bei Lupo Martini Wolfsburg erzielte der flinke Stürmer alle drei Treffer und Rehden war im „Topf“.
„Nun kann Bayern München ja kommen“, wurde nach der Partie gescherzt – doch tatsächlich zog der Dorfklub aus der Grafschaft Diepholz exakt dieses Mega-Los! „Niemals wieder hab ich mich so geärgert“, betont der mit seiner Familie in Lohne lebende Kosenkow mit Blick auf seine Zusage in Cloppenburg und das wenige Wochen später in Osnabrück stattfindende Pokalmatch der mit 5:0 siegreichen Bayern gegen seinen Ex-Verein Rehden. „Ein solches Spiel vor vollem Haus, dazu die Live-Übertragung im Fernsehen – ein Traum“, meint der 38-Jährige, dem allerdings zu keiner Sekunde in den Sinn kam, den Wechsel zum BVC wieder rückgängig zu machen. Ein Wort ist eben ein Wort!
Diese Kosenkow-typische Konsequenz bekam zuletzt auch der TuS St. Hülfe-Heede zu spüren. Nach sieben Spielzeiten bei Falke Steinfeld wechselte der Angreifer im letztjährigen Sommer zum gerade in die Bezirksliga aufgestiegenen Verein im Norden von Diepholz. Mit Viktor Pekrul war einer der besten Kumpel der Trainer und die kurze Strecke von Lohne nach St. Hülfe war mit dem Auto in weniger als einer Viertelstunde zu wuppen. Eine ideale Konstellation also für den Vater zweier Töchter, der es „etwas ruhiger angehen lassen“ wollte aber nach wie vor genügend Ehrgeiz im Tank hatte.
Eben diesen sportlichen Antrieb vermisste Kosenkow nach verheißungsvollem Saisonstart im Team mit zunehmender Dauer immer mehr. „Es machte sich innerhalb der Mannschaft eine Lustlosigkeit breit und auch die Trainingsbeteiligung wurde immer schwächer. Manchmal haben wir nur noch mit sechs Spielern trainiert“, betont der selbstständige Transportunternehmer, den allerdings ein anderer Punkt noch sehr viel mehr störte. „Es wurde Stimmung gegen Viktor Pekrul gemacht. Vor allem ein Spieler, der vorher ein halbes Jahr gar nicht dabei war, dann aber glaubte, er müsse sofort und von Anfang an spielen, hatte daran gedreht“.
Letztlich sorgten die Kicker für Pekruls Trainer-Aus in St. Hülfe, doch Paul Kosenkow zog da schon allein aus Loyalität zu seinem Freund nicht mit. Er wechselte in der Winterpause zum abstiegsbedrohten Landesligisten SV Holdorf, der sich schon im Sommer um ihn bemüht hatte. Für den HSV glänzte der Angreifer sogleich als Torschütze. „Ich hoffe, dass wir die Liga halten können“, meint der 38-Jährige, der sich aber auch im Abstiegsfall einen Verbleib in Holdorf vorstellen kann. Nur eines wird es mit Gewissheit nicht mehr geben – einen nochmaligen Auftritt beim auf der Fußball-Landkarte nicht mehr existenten BV Cloppenburg. Der totale Niedergang der Soestenstädter macht Paul Kosenkow glaubhaft betroffen: „Wenn ich alle meine Stationen nehme, war Cloppenburg die beste Zeit“!