Von Johannes Klinker.
Fußball-Fans des FC Lastrup dürfen aktuell mit einiger Gelassenheit festhalten: In der Bezirksliga droht ihrem Team zumindest in nächster Zeit nicht zwingend sportliches Ungemach. Das sah in den 1970er-Jahren komplett anders aus.
Kaum jemand wüsste dies besser als Reinhard Böckmann. Der seit 42 Jahren mit seiner Familie in Dinklage lebende ehemalige Grund- und Hauptschullehrer machte als kantiger Innenverteidiger sämtliche Höhen und Tiefen des Südkreis-Klubs mit. Gerade mal 20-jährig, feierte der gebürtige Lastruper in der Saison 1974/75 die Meisterschaft in der Bezirksliga und den damit verbundenen Aufstieg in die Verbandsliga. Bis heute kickte der FCL nie in einer höheren Liga. „Ich kam aus der A-Jugend und war zunächst der erste Einwechselspieler. Ab der zweiten Saison war ich dann aber schon Stammspieler an der Seite von Hermann Schwalenberg. Und das war auch gut so, denn Hermann gab der gesamten Defensive als letzter Mann absolute Sicherheit“.
Mit Schwalenberg und einigen anderen routinierten Akteuren wie Spielertrainer Peter Roghmann, Berthold Knipper, Hubert Helmes, Heinz Wessner oder dem vom BV Cloppenburg geholten Josef Tepe mischten die Lastruper einige Jahre in der Verbandsliga mit, ehe der Niedergang zunächst schleichend einsetzte. Schon 1979 wäre Lastrup eigentlich „fällig“ gewesen, doch das auf neutralem Platz in Steinfeld mit 3:1 gewonnene Entscheidungsspiel gegen die Amateure des VfL Osnabrück brachte auf den letzten Drücker ein zusätzliches Jahr in der Verbandsliga. Danach aber ging’s bergab. Lastrup verpasste die im Zuge einer Gebietsreform neu geschaffene Landesliga und hielt sich in der gleichfalls neuen Bezirksoberliga ebensowenig wie in der Bezirksliga.
In jenen turbulenten Zeiten wirbelte das Trainerkarussell nirgendwo schwungvoller als in Lastrup. Auf den Ex-Cloppenburger Martin Wessels folgte der glücklose Werlter Martin Tönnies, der im Spätsommer 1978 von Libero Hermann Schwalenberg abgelöst wurde. Auch der Bether Peter Brozio wirkte kaum länger als eine Saison auf der Lastruper Kommandobrücke. Ihm folgte dann im September 1980 Clemens Olberding, den Reinhard Böckmann noch vor dem sportlich ungleich erfolgreicheren Roghmann als seinen „besten Trainer“ bezeichnet und dafür diese Erklärung liefert. „Clemens, den wir wegen seiner rötlichen Haare den Fuchser nannten, passte als Kumpeltyp bestens zur Mannschaft. Von allen Trainern hatte er es sicherlich am schwersten, weil er fast nur noch junge Spieler zur Verfügung hatte“. Olberding, der vom benachbarten VfL Löningen kam und in Lastrup seine erste Trainerstelle antrat, wusste sehr wohl auf was er sich eingelassen hatte und ließ sich Ende November 1980 in der lokalen Presse mit deutlichen Worten zitieren: „Der Kardinalfehler im Klub war wohl, dass die Lastruper mal eine gute Mannschaft besaßen und glaubten, mit diesem Team 20 Jahre durchspielen zu können“.
Wie auch immer: Reinhard Böckmann, der später in seinem neuen Wohnort Dinklage 14 Jahre als Jugendtrainer arbeitete und zwischenzeitlich auch dem Jugendvorstand des TV Dinklage angehörte, hielt „seinem“ FC Lastrup stets die Treue und brachte es auf imponierende 612 Spiele als Vorstopper oder Manndecker in einer Zeit, als diese Bezeichnungen für einen zentralen Abwehrspieler noch nicht spöttisch belächelt wurden. 612 Partien – „und nur ein Platzverweis“, wie Böckmann schmunzelnd anfügt. „Das war gegen Amisia Papenburg und gleichzeitig mein schlechtestes Spiel überhaupt“.