Von Gaby Westerkamp
Vier verschiedene Corona-Impfstoffe sind in Deutschland zugelassen, zwei vektorbasierte und zwei der neuentwickelten mRNA-Impfstoffe. Die Hersteller, das Bundesgesundheits-ministerium sowie das Robert-Koch-Institut für Infektionsschutz mit der hier ansässigen Ständigen Impfkommission (StiKo) und auch das u.a. auf Impfstoffe spezialisierte Paul-Ehrlich-Institut bieten Unmengen an Informations-Materialien dazu an. Wir haben uns das mal in Ruhe angesehen und versuchen hier, einige oft gestellte Fragen leicht verständlich zu beantworten.
Was machen die Impfstoffe in meinem Körper?
Alle Impfstoffe „warnen” quasi das menschliche Immunsystem und „bewaffnen” es gegen krank machende Angriffe durch die Viren. Das geschieht auf gentechnischer Basis: Mit der Spritze erhält der Körper praktisch einen Bauplan, mit dem er ein bestimmtes Eiweiß nachbauen kann, das beim Corona-Virus auf der Zelloberfläche sitzt. Das Spike-Protein allein macht nicht krank, aktiviert aber das Immunsystem gegen das Antigen (= Erreger). Es produziert schützende Antikörper und kann sich bei einer tatsächlichen Infektion wehren. Denn es erkennt den Erreger sofort an dem ihm schon bekannten Oberflächenprotein und kann ihn direkt bekämpfen, bevor er sich ausbreitet und großen Schaden anrichtet. So schützt die Impfung vielleicht nicht 100-prozentig gegen eine Infektion, auf jeden Fall aber vor schweren Krankheitsverläufen.
Wie funktioniert das bei einem Vektor-Impfstoff?
Der Begriff Vektor kommt aus dem Lateinischen und steht für einen Übermittler. Für den Impfstoff verwendet man ein bekanntes harmloses Virus als Träger. Im Labor wird nun das Erbgut dieses (entschärften) Transporters – z.B. ein einfacher Erkältungserreger – mit einem genetischen Code ausgestattet, der über den Vektor in den Kern unserer Körperzellen eingeschleust wird. Aus der DNA entsteht ein Botenstoff für die Herstellung des Spike-Proteins an der Zelloberfläche. Darauf reagiert der Körper und schaltet seine Immunabwehr scharf. Bildlich kann man sich den Vektor-Impfstoff als einen Reisenden vorstellen, der in seinem Koffer einen Bauplan für eine Schutzmauer mit Alarmanlage mitbringt und persönlich im Chefbüro abgibt. Es braucht eine gewisse Zeit, um den Bauplan umzusetzen. Bei dem neu zugelassenen Vakzin von Johnson & Johnson reicht das schon aus. Bei Astra Zeneca (neuerdings unter dem Namen Vaxzevria) muss der Reisende nach rund 12 Wochen noch mal vorbeikommen und liefert noch den Bauplan für einen Stacheldraht obendrauf – die Zweitimpfung. Damit wird dann der bestmögliche Schutz erreicht.
Der russische Sputnik V-Impfstoff funktioniert auch so, wurde in Europa aber nicht zugelassen.
Aktuell (Dezember 2021) wird aber nur noch mit den neuen mRNA-Vakzinen geimpft. Wer eine Erstimpfung mit einem Vektorimpftstoff erhalten hat, sollte sich mit einem mRNA-Wirkstoff nachimpfen lassen. Für die Booster-Impfungen zur Auffrischung kommen nur die mRNA-Vakzine zum Einsatz.
Was ist bei den neuen mRNA-Impfstoffen anders?
Diese neuentwickelten Impfstoffe von BioNTech und Moderna arbeiten auch genbasiert, allerdings ist der Transportweg für den Protein-Bauplan anders und kürzer. Die Wirkstoffe dringen nur in die Zelle und nicht in den Zellkern ein. Denn sie enthalten schon den Botenstoff, die „mRNA”, die direkt den Code für das Spike-Protein des Corona-Virus transportiert, und zwar eingebettet in Lipide, also Fettstoffe. Der Impfstoff erreicht also nicht unser eigenes Erbgut. Um im Bild zu bleiben: Hier kommt kein Reisender ins Haus, sondern ein Paket mit dem Bauplan wird auf dem Hof abgestellt und von dort aus weiterverarbeitet.
Wie wirksam ist denn der Impfschutz?
Bei allem Corona-Impfstoffen liegt die in Studien nachgewiesene Wirksamkeit deutlich über den sonst üblichen Quoten, z.B. bei Grippe- oder Masernimpfungen (ca 60%). Alle verhindern bei über 95 von 100 Patienten einen schweren Krankheitsverlauf. Die höchste Wirksamkeit hat BioNTech, der in rund 92 Prozent der Fälle eine Infektion verhindert, Moderna kommt auf ca. 90 Prozent.
Bleibt der gentechnisch hergestellte Impfstoff im Körper?
Alle oben genannten Fachinstitute und auch andere Wissenschaftler bestätigen unter Berufung auf einschlägige Studien, dass die Gen-Sequenzen im Impfstoff nicht das eigene Erbgut verändern und auch nicht die Fruchtbarkeit beeinflussen. Sie enthalten nur einfache Eiweiß-Baupläne und werden nach wenigen Tagen wieder vom Körper abgebaut. Das gilt auch für die Trägerviren der Vektorimpfstoffe.
Was ist mit den Nebenwirkungen?
Bei den mRNA-Impfstoffen merken viele Patienten, vor allem die Älteren, oft gar nichts oder haben nur geringfügige Beschwerden, nach der Zweitimpfung manchmal etwas mehr als nach der ersten. Bis drei Tage nach der Impfung ist mit leichten grippeähnlichen Symptomen zu rechnen. Oft schmerzt die Einstichstelle ein bisschen bei Berührung.
In Einzelfällen sind Hirnvenenthrombosen aufgetreten, gefährlich, aber extrem selten. Das Risiko einer Covid-Erkrankung ist auch mit Blick auf Blutgerinnsel um ein Vielfaches höher als bei der Impfung.
Wer bekommt welchen Impfstoff? Aktuell wird fast nur noch mit den mRNA-Impftoffen von BioNTech und Moderna geimpft. Je nach Zulassung werden die Impfstoffe in Impfzentren, bei Impfaktionen und in Hausarztpraxen den laut STiKo-Empfehlung geeigneten Personen angeboten: BioNTech für alle Menschen ab 12 Jahre (für Kinder ab 5 Jahre bei bestimmten Vorerkrankungen). Moderna gibt es ab 30 Jahre. Aufgrund noch verfügbarer Lagerbestände von Moderna, hat der Bund aktuelle die Auslieferung von BioNTech eingeschränkt.