Oldenburger Münsterland
Über „Energie und Ernährung: Landwirtschaft in Krisenzeiten“ diskutierten Experten verschiedener Fachrichtungen beim „Tag der Landwirtschaft“ in der Katholischen Akademie Stapelfeld.
Krieg und Klimawandel mit Hitzerekorden und langanhaltender Dürre, steigende Preise für Energie und Lebensmittel, zusätzlich wegbrechende Absatzmärkte und ein verändertes Konsumverhalten. Das sind die Herausforderungen, mit denen die Landwirtschaft aktuell zu kämpfen hat. Krisen könnten jedoch auch Potenziale freisetzen und neue positive Entwicklungen anstoßen, betonte Akademiedirektor Pfarrer PD Dr. Marc Röbel in seiner Begrüßung zum „Tag der Landwirtschaft” in Stapelfeld und lud die Anwesenden ein, über diese Entwicklungschancen gemeinsam nachzudenken.
Gastreferent Prof. Dr. Ludwig Theuvsen, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, sieht die Landwirtschaft auch in Sachen Moorbodenschutz vor einem tiefgreifenden Transformationsprozess. Zudem müsse man mit Blick auf das zum Teil negative Bild der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit aktiv werden: „Solange wir Abbauprodukte von Pflanzenschutzmitteln und Nitrat im Grundwasser finden, so lange werden wir eine Diskussion über die Landwirtschaft und ihre Umweltwirkung haben. Also lassen sie uns da einander an den Händen fassen und sagen, das machen wir gemeinsam besser.“ Chancen und Persektiven biete u.a. der „Niedersächsische Weg”. Akteure aus Politik, Landwirtschaft und Umweltschutz hätten hier Vorschläge und Konzepte entwickelt und alle Beteiligten haben sich zu konkreten Maßnahmen für einen verbesserten Natur-, Arten- und Gewässerschutz verpflichtet.
Viele Landwirte vermissen Planungssicherheit auch für nachfolgende Generationen, machte Vechtas Kreislandwirt Dr. Johannes Wilking in der anschließenden Diskussionsrunde deutlich. Eine kurzfristige Umstellung der Produktion sei vor allem in der Tierhaltung aufgrund der hohen Investitionskosten in vielen Fällen nicht möglich. Bei Freiflächen-Photovoltaikanlagen sollten seiner Meinung nach nur Flächen genutzt werden, die nicht zur Lebensmittel- oder Futtermittelproduktion genutzt werden können. Die Produktion von Lebensmitteln steht seiner Meinung an erster Stelle, um eine regionale Versorgung zu sichern und die Abhängigkeit von internationalen Importen zu verringern.
Durch Windenergieanlagen oder Biogasanlagen leiste die Landwirtschaft schon einen wichtigen Beitrag zur Energieversorgung, betonte Hans-Joachim Harms, langjähriger Chef der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und nun Fachbeiratsvorsitzender des Verbunds Transformationsforschung agrar Niedersachsen (trafo:agrar) an der Universität Vechta. Er forderte ein geschlossenes Nachnutzungskonzept für Biogasanlagen, um unter anderem auch Abwärme zu nutzen und ein geschlossenes Kreislaufsystem zu ermöglichen.
Windenergieanlagen gehören in die Hände der Menschen vor Ort, meinte Staatssekretär Theuvsen, das verbessere die öffentliche Akzeptanz. In Niedersachsen würden gut die Hälfte der Waldflächen für die Windenenergienutzung geöffnet, sagte er.
Einig waren sich alle Diskussionsteilnehmer, dass die Landwirtschaft in weiten Teilen der Gesellschaft ein großes Imageproblem habe. Es sei dringend an der Zeit, dass sie sich, ihre geleistete Arbeit und die aktuellen Entwicklungen für mehr Tierwohl und Ökologie besser in der Öffentlichkeit darstellt. Dazu soll u.a. der „Tag der Landwirtschaft” einen Beitrag leisten – auch im nächsten Jahr.