Cloppenburg.
Paukenschlag beim Cloppenburger St. Josefs-Hospital: Ein Sprecher des Krankenhauses hatte Anfang der Woche mitgeteilt, dass ein Antrag auf Durchführung eines Schutzschirmverfahrens beim Amtsgericht gestellt wurde, um Sanierungen vornehmen zu können – quasi ein Insolvenzverfahren in Eigenregie.
Ziel des Schutzschirmverfahrens ist es, das St. Josefs-Hospital nachhaltig zu sanieren und wirtschaftlich stabil für die Zukunft aufzustellen. Unterstützung erhält die Geschäftsführung in diesem Prozess von Sanierungsexperten der Kanzlei BRL, namentlich Stefan Denkhaus und Friedemann Schade. Der vorläufige Sachwalter Dr. Rainer Eckert wird vom Amtsgericht Cloppenburg bestellt, um das Verfahren zu überwachen und die Interessen der Gläubiger zu vertreten.
Die rund 860 Mitarbeiter der Einrichtung wurden in einer Versammlung am Montag, 18. November, über die Details des Verfahrens informiert. Ihre Gehälter sind durch eine Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes der Agentur für Arbeit bis Ende Januar 2025 garantiert, bevor das Krankenhaus ab Februar die Löhne wieder vollständig selbst übernimmt. Bis Ende Januar muss also ein Plan her. An diesem „Restrukturierungsplan“ werde derzeit gearbeitet.
Andreas Krone, Geschäftsführer des St. Josefs-Hospitals, betont die Notwendigkeit dieser Maßnahme aufgrund der schwerwiegenden finanziellen Herausforderungen im Krankenhaussektor, die aus einer strukturellen Unterfinanzierung resultieren. Er erklärt, dass die Refinanzierung im Krankenhausbereich nicht mehr auskömmlich sei und dass die Möglichkeiten zur Beschaffung zusätzlicher Mittel bereits ausgeschöpft sind – das Ärztehaus und das Gemeindepsychiatrische Zentrum wurden bereits verkauft.
„Wir stellen mit diesem Schritt bewusst frühzeitig die Weichen, um eine durchgreifende Sanierung im Rahmen des gerichtlichen Schutzschirmverfahrens zu ermöglichen“, erklärt Geschäftsführer Andreas Krone. „Ein Schutzschirmverfahren können nur Unternehmen durchführen, die noch zahlungsfähig sind und die nachweisen, dass ihre Restrukturierung erfolgversprechend ist.“
Die Versorgung der Patienten bleibt von den Maßnahmen unberührt. Alle geplanten stationären und ambulanten Eingriffe werden wie vereinbart durchgeführt. Auch der große Neubau des Krankenhauses wird planmäßig fortgeführt. Die Geschäftsführung ist optimistisch, dass die positive Entwicklung der Klinik, unter anderem durch die Stabilisierung der Geburtshilfe, die Etablierung einer 24-stündigen Bereitschaft zur Versorgung von Herzinfarkten und die Einführung eines OP-Roboters in der Orthopädie, fortgesetzt werden kann.
Ulrich Pelster, Vorstand der Schwester Euthymia Stiftung, zu deren Klinikverbund das St. Josefs-Hospital Cloppenburg gehört, bezeichnete den Schutzschirm als einen Startschuss, „um das Unternehmen wirtschaftlich so zu stabilisieren, dass es auch in Zukunft seine wichtige Rolle als verlässlicher Gesundheitsversorger der Bürgerinnen und Bürger in der Region weiterhin ausüben kann“.
Cloppenburgs Bürgermeister Neidhard Varnhorn zeigte sich besorgt, sagte aber auch: „Ich bin ich sehr zuversichtlich, dass es der Klinikleitung im Rahmen dieser Maßnahme gelingt, das Krankenhaus wirtschaftlich wieder auf sichere Beine zu stellen.“ Es müssten aber auch überregionale Faktoren neu ausgerichtet werden, so Varnhorn. Land und Bund müssten ihre Modelle zur Finanzierung der Krankenhäuser reformieren. Viele Kliniken im Land hätten durch die aktuellen Regelungen große Probleme und es sei absehbar, wann die nächsten ins Straucheln gerieten. „Das ist so nicht haltbar“, fordert Neidhard Varnhorn hier deutlich mehr Rückhalt für die Krankenhäuser, vor allem im ländlichen Bereich.