Oldenburger Land. Die kirchlichen Oberschulen in Wilhelmshaven, Oldenburg, Vechta und Cloppenburg haben einen guten Ruf. Als gebundene Ganztagsschulen mit Mittagessen bieten sie fast 2.000 Schülern eine verlässliche Unterrichtsversorgung von 8.00 bis 15.30 Uhr an. Das Unterrichtskonzept „Projekt Schule“ erfreut sich mit seinen reformpädagogischen Inhalten großer Beliebtheit. Die Schulen erleben deutlich mehr Nachfrage, als sie erfüllen können. Es könnte also alles ganz entspannt sein. Tatsächlich aber sehen die Schulen Probleme auf sich zu kommen.
Als Hauptproblem stellt sich immer mehr die Katholikenquote heraus. Die 1965 vom Land Niedersachen eingeführte Vorgabe besagt, dass katholische Schulen mindestens 70 Prozent katholische Schüler und Lehrer haben müssen. Vor allem in Diasporastandorten wie Wilhelmshaven und Oldenburg spiegelt das aber schon lange nicht mehr die konfessionelle Verteilung in der Bevölkerung wider. Selbst zeitlich befristete Entgegenkommen der jeweiligen Städte auf 60/40 oder gar 50/50 reichen nicht mehr aus, erklärt Uwe Kathmann, Vorstand der Schulstiftung St. Benedikt, bei einer Klausurtagung der Schulleitungen in der Katholischen Akademie Stapelfeld. „Die Quote führt inzwischen dazu, dass wir immer häufiger Schüler ablehnen müssen, weil sie nicht die katholische Konfession haben. Das verstehen weder die Kinder noch die Eltern.“ Mit der Landesregierung sei man darüber schon lange im Gespräch. „Bisher noch erfolglos,“ bedauert es Kathmann.
„Projekt Schule“ hat sich bewährt
Das 2013 eingeführte „Projekt Schule“ habe sich bewährt und bilde die Grundlage für den guten Ruf der kirchlichen Schulen, erzählt Matthias Soika, Mitarbeiter der Schulabteilung des Bischöflich Münsterschen Offizialates. Auch wenn es für den Schulträger mehr Personalaufwand und mehr Gebäudestruktur bedeutet. Der Ganztag, das fächerverbindende Lernen, das sogenannte „übende Lernen“ und die Wochenanfangs- und -abschlusskreise mit ihren Impulsen und Reflektionen seien wesentliche Bausteine des Konzepts. „Wir dürfen uns aber nicht auf unseren Erfolgen ausruhen, sondern müssen die Schulen weiterentwickeln,“ gibt er zu bedenken.
Verstärkt werden müsse z.B. die sonderpädagogische Unterstützung der Lehrkräfte. Herausforderungen gebe es genug. Die Klassen sind multikulti, es gibt immer mehr Inklusionskinder und seit diesem Jahr auch viele ukrainische Kriegsflüchtlinge an den Schulen. „Eine Lehrkraft alleine ist mit ihrer Klasse oft überfordert,“ weiß Soika. Erschwerend haben die zwei Corona-Jahre psychische und physische Defizite bei vielen Jugendlichen hinterlassen. Dazu kommen die Nach-Corona-Krankheitswellen, die Schüler und Lehrer gleichermaßen treffen. Die Krankenstände sind hoch. „Die Gesundheit der Lehrkräfte und Schüler wird immer wichtiger. Themen wie Gesundheit und Ernährung müssen sich daher noch häufiger im Unterricht aber auch in Schulungskursen wiederfinden,“ sagt Soika.
Dazu droht in den nächsten Jahren ein großer Lehrermangel. Die geburtenstarken Jahrgänge verlassen den Arbeitsmarkt. „Glücklicherweise haben wir es aber immer noch geschafft, alle Stellen zu besetzen,“ sagt Kathmann. Doch alleine mit vollausgebildeten Lehrkräfte wird es auf Dauer nicht gehen. „Unsere Erfahrungen mit Quereinsteigenden waren aber bisher überwiegend positiv“, freut sich Kathmann. Berufsbegleitend durchlaufen sie am Anfang eine stiftungseigene achtzehnmonatige didaktische und methodische Weiterbildung. Insgesamt will die Schulstiftung die eigene Aus- und Fortbildung deutlich ausbauen. Dazu gehören Supervision, kollegiale Beratung, Mikrofortbildung und fachspezifische Angebote wie z.B. die Ausbildung von IT-Lehrkräften. „Wer einmal bei uns unterrichtet hat, möchte gern bei uns bleiben,“ hat es Soika schon oft erlebt. „Es gibt kaum Lehrkräfte, die aus diesem System wieder herauswollen.“