Wie eng Tragik und Komik im Alltag beieinander liegen, stellte der mehrfach ausgezeichnete Schriftsteller Wladimir Kaminer in seiner Lesung unter Beweis.

sgf Visbek. „Diese Gemeinde ist eine Entdeckung, Sie sind ein sehr lustiges Publikum“, begeisterte sich Wladimir Kaminer anlässlich seiner Premiere im voll besetzten Forum der Benediktschule, denn die Besucher kamen aus dem Lachen kaum heraus und mitunter war nicht ganz klar, wer wen ansteckte – Kaminer die Gäste oder die Gäste Kaminer. Im Mittelpunkt der philosophischen Betrachtungen des russisch-stämmigen Autors in der Tradition eines Ephraim Kishon stehen liebenswerte Anekdoten meist aus dem Familien- und Freundeskreis.

 

Premiere in Visbek: Wladimir Kaminer signiert unzählige seiner mittlerweile 35 Bücher. Foto: Gebert-Fischer

Seine bislang 35 Bücher wurden in 30 Sprachen übersetzt. In den Genuss einiger Geschichten kamen die Besucher sowohl aus dem neuesten Werk „Frühstück am Rande der Apokalpyse“ als auch aus „Einige Dinge, die ich über meine Frau weiß“. So erfuhren die Gäste von chinesischen Weisheiten der 90-jährigen Mutter des Autors wie „Es ist nicht alles tot was liegt“, aber auch von den depressiven Anwandlungen von seiner Ehefrau Olga anlässlich der deutschen Winterlandschaft, die einzig mit dem Kauf von Handtaschen überstanden werden kann.

Ausgespart wurde auch nicht das aktuelle politische Geschehen – tieftraurig und mit klarer Distanz zu Putin. Die Tragik: Tausende Russen sind aus ihrer Heimat geflohen. Die Komik: Alle fanden sich auf den langen Fluren des Istanbuler Landwirtschaftsministeriums mit ihren Katzen auf dem Schoß wieder, um Papiere für die Mietzen zu beantragen. Und was es mit den überteuerten Servietten auf sich hat? Die portugiesischen Kostbarkeiten sollten zu Weihnachten auf den Tisch kommen, werden jedoch vor jedwedem Gebrauch bewahrt.
Viel Raum nahm auch die 3Sat-Serie „Wie isst Deutschland“ ein. Beim Besuch von Sterneköchen wurde manches Geheimnis gelüftet wie das 6-gängige Menü für 200 Euro mit „Brot und Butter“ als ersten Gang, der pinkelnde Pudel auf die Kräuter im Garten einer Köchin und natürlich Genderfood.

Moderatorin Dr. Jutta Heyen und das Team vom Kulturkreis Visbek hatten zur Lesung eingeladen und freuten sich sehr über die Resonanz. Wie immer wurden die Besucher mit Getränken und kleinen Häppchen verwöhnt.