Setzen sich dafür ein, dass die Türe der rechtlichen Beratung offen bleibt: Caritasdirektor Dr. Gerhard Tepe (v.l.), Helga Nordiek, Christiane Priester (beide SkF) und Rita Schute (Landes-Caritasverband) Foto: Kattinger

Kreis Vechta.
Mehrere Tonnen Müll, Tierkadaver, Essensreste: Das ist das, was aus einem Haus entfernt werden musste, nachdem der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Vechta die rechtliche Betreuung übernommen hat. Zwei Menschen haben in dem Haus gelebt. Im Wohnzimmer nur ein Sofa frei, auf dem man liegen konnte.  „Kein alltäglicher Fall“, sagt Helga Nordiek, Leiterin des Bereichs ‚Rechtliche Betreuung‘ beim SkF. Das Thema Vermüllung allerdings komme häufiger vor. Voraus gehe meist über Jahre hin Vereinsamung, die Scham, seine Not offen zu legen, oder bei Menschen, die noch den Krieg erlebt haben, beispielsweise die Angst, zu verhungern. Sie und ihre Kollegen müssen in solchen Fällen überprüfen: „Gibt es eine Krankenversicherung? Wird die Miete bezahlt? Gibt es ein Grundeinkommen?“ Ein verwahrloster Garten müsse da erst mal warten.
159 Personen aus dem Landkreis Vechta werden derzeit durch den SkF betreut. Das von sieben hauptamtlichen Mitarbeitenden, die sich 3,4 Vollzeitstellen teilen. Dazu kommen 74 ehrenamtliche Betreuer.

Psychische Erkrankungen bilden mit rund 47 Prozent den häufigsten Grund dafür, dass Menschen aus dem Kreis Vechta eine fremde Person brauchen, die für sie die Finanzen regelt, Miet- oder Erbfragen. Geistige Beeinträchtigungen folgen mit 24 Prozent als zweithäufigste Ursache gefolgt von Demenz oder körperlicher Einschränkung mit 18 Prozent. 11 Prozent aller Betreuungen beim SkF Vechta gehen auf die Folgen einer Suchterkrankung zurück, berichtete Nordiek. „Männer und Frauen: Das hält sich ungefähr die Waage“, so die Expertin.
Ein Trend: Immer häufiger kämen junge Menschen in die Betreuung. Teilweise hochverschuldet. Junge Erwachsene, denen lebenspraktische Fähigkeiten fehlen, schildert Nordiek. Die manchmal noch „nachreifen“ müssten. Grundsätzlich seien die jüngsten Klienten 18 Jahre alt, die ältesten 80. Zehn Prozent hätten Migrationshintergrund.
„Ein wichtiges Anliegen“, würdigte Caritasdirektor Dr. Gerhard Tepe den Wert der Betreuungsarbeit. Allerdings ein Bereich, dessen Versorgung seit Jahren gefährdet sei. Bundesweit hätten sich im kirchlichen Bereich auf Grund der Unterfinanzierung daher viele Vereine davon verabschiedet.

So seien es über 10.000 Euro, mit denen der SkF Vechta jährlich beispielsweise aus Spenden das Defizit in diesem Bereich ausgleichen müsse. Sowohl die Querschnittsarbeit wie Infoveranstaltungen oder die Schulung Ehrenamtlicher seien nicht ausreichend finanziert. „Aber auch die Fallpauschalen sind mit unserem Tariflohn nicht vereinbar“, stellt Priester klar.  Den Sozialarbeiterinnen bliebe manchmal nur, ihre Klienten in den Tod zu begleiten oder in anderen Fällen nur den „Status Quo“ zu erhalten. Immer wieder gebe es aber auch Erfolgsgeschichten: Wenn Betreute eine Ausbildung starten würden. Oder Fälle wie der der jungen autistischen, Frau, die jetzt ein Buch veröffentlicht hat.

• Der SkF Vechta sucht immer Ehrenamtliche, die eine rechtliche Betreuung übernehmen möchten. Sie werden in die Arbeit eingeführt und von Hauptamtlichen begleitet. Mehr Infos unter www.skf-Vechta.de oder unter Tel. 04441/92900.